35 Jahres Jubiläum 3. Platz Argentinien Rally 1988

„Servicecrew retten 3. Platz“ – „Auf 3 Rädern zu Platz drei“ – „Der König von Argentinien“ – „Österreicher mit Start Nr. 1“ ein Auszug der damaligen Presseüberschriften. Es sind mittlerweile 35 Jahre vergangen, dass Franz Wittmann und das Lancia Team Österreich den sensationellen 3. Gesamtplatz bei dem stark besetzten Rallye WM Lauf in Argentinien belegten.

Gerhard Karlhofer, damaliger Servicetechniker, gibt Einblicke und erinnert sich an eine kaum an Spannung überbietende Rallye zurück.

„Der Argentinien Einsatz 1988 war neben unseren zahlreichen Einsätzen mit dem Integrale in der Rallye Weltmeisterschaft sicher einer der spannendsten und zugleich erfolgreichsten.

Schon vor dem Start waren wir intensiv mit dem Lancia Werk in Turin in Kontakt, um einen aktuellen Gr.A Integrale auf absolutem technischem letzt Stand für den Argentinien Einsatz aufbauen zu können. Der Unterschied zu dem 4WD den wir ein Jahr zuvor zb. bei dem Neuseeland Sieg 1987 einsetzten war, dass wir um ca.40 PS mehr Motorleitung, verbesserte Fahrwerkstechnik mit den erstmals 16“ Schotterräder und mehr Möglichkeiten in punkto Karosserieverstärkung und Abstimmung hatten. Der neue Integrale war notwendig um weiter auf höchstem Niveau international aber auch national konkurrenzfähig zu sein.

Auf der ersten Sonderprüfung, der Super Special Stage am 2. Juli 1988, vor mehr als hundertausenden euphorischen Argentiniern, fuhr Wittmann Bestzeit obwohl er sich bei einem großen Sprung den Kühler und den Vorbau beschädigte. Aber auch die „langsameren“ Werksfahrer wie Biasion und Recalde unterschätzten den kurz zuvor aufgeschütteten Sprunghügel und kamen nicht ohne Beschädigungen über die erste SP. Mit den normalen Servicearbeiten und Reparaturen überstanden wir den zweiten und dritten Tag relativ problemlos. Miki Biasion und Lokalmatador Jorge Recalde gaben das Tempo vor und schon gleich dahinter lagen wir als bestes Privatteam auf dem 3. Gesamtrang.
Der 4. Tag und vor allem die letzte Prüfung dieses Tages war die aufregendste und spannendste auch für uns als Servicecrew. Recalde ist eine Ikone und ein Volksheld im Land und sollte von den Zusehern gewinnen und gefeiert werden. Biasion jedoch holte kontinuierlich auf und hatte den Sieg in Reichweite, deshalb wurden von einigen Fans Steine auf die Fahrbahn gelegt um die Weiterfahrt von Biasion und deren möglichen Sieg zu verhindern. Doch die Steine verfehlten Ihre Wirkung, da Biasion schon kurz nach dem Start seinen Integrale wegen Elektrik Problemen anhalten musste. Wittmann passierte Biasion und kam somit zum Handkuss. Mit rund 140km/h prallte er gegen die in der Mitte der Fahrbahn liegenden Felsbrocken. Mit viel Glück blieb er auf der Stracke und rettete sich auf drei Räder aus der Prüfung und bis ins Etappenziel nach Cordoba, wo wir als gesamte Servicemannschaft schon wissend und vorbereitet warteten.

Der Integrale war sehr stark beschädigt, doch an eine Aufgabe/Ausfall war von unserer Seite nicht zu denken. Die komplette Radaufhängung links vorne sowie der gesamte Vorbau war verbogen und massiv gestaucht. Hinten rechts war das Rad mit kompletter Radaufhängung ausgerissen. Nach langen Verhandlungen mit dem Veranstalter der natürlich diese unfaire Situation der Fans erkannte, bekamen wir die Zusage, dass wir unser Fahrzeug noch im Parc-Ferme soweit instandsetzen durften, um zumindest provisorisch auf vier Rädern das Parc-Ferme zu verlassen. In nur 4 Minuten wechselten wir an der Hinterachse die komplette Radaufhängung und fuhren unter Applaus aller in die Servicezone, wo wir 40 Minuten hatten um alles wieder zu reparieren. Mit vereinten Kräften und sämtlichen Hilfsmitteln die uns irgendwie zu Verfügung standen, schafften wir das beinahe Unmögliche und brachten den Integrale wieder in Wettbewerbsfähigen Zustand. Die Ing. von Abarth rund um Georgio Pianta und Nini Russo verfolgten natürlich alles sehr genau und waren ebenso sichtlich beeindruckt.

Die darauffolgenden Prüfungen am 5. und letzten Tag waren nurmehr Formsache, da die Positionen weitgehend gesichert waren. Somit warteten wir völlig erschöpft aber dennoch gespannt im Ziel auf die erlösende Nachricht. 3. Platz Gesamt hinter Recalde und Biasion!“

Zurück